Wo bleibt das Kind?
Diese Frage haben wir uns seit 15.3. oftmals gestellt… einerseits, weil das Schulhaus nach dem Shutdown gespenstisch leer und leise blieb, andrerseits weil uns in den Nachrichten immer wieder erklärt wurde, dass Kinder verloren gehen, nicht mehr erreicht werden können, den Anschluss verpassen.
Corona – Homeschooling, Distance Learning – eine Gratwanderung zwischen Druck ausüben und Druck herausnehmen, Eltern in die Verantwortung nehmen und gleichzeitig entlasten, Kinder fördern und nicht überfordern, Nähe zulassen und Distanz wahren. Eine Zerreißprobe zwischen Entschleunigung und Arbeit rund um die Uhr, Fakten und Gefühlen, Isolation und mehr Familie in den eigenen 4 Wänden.
Welchen Platz haben die Kinder nun also in dieser neuen Realität? Werden sie wahr-genommen mit ihren Bedürfnissen, mit ihrer Lebendigkeit, dem Drang sich zu bewegen, sich furchtlos auf Neues einzulassen, Köpfe zusammenzustecken, sich mit Freunden zu messen?
Fest steht, dass durch dieses Virus der Alltag gehörig auf den Kopf gestellt wurde, für alle. Es wird eine große Herausforderung werden, die neue Schule so zu gestalten, dass nicht nur behördliche Richtlinien und Maßnahmen eingehalten werden, sondern auch die Kinderseelen Geborgenheit und Zuspruch erfahren. Es liegt in unserer Hand, Kinder zu bestärken, zu unterstützen, sie mit ihren Sorgen wahrzunehmen. Es ist unsere Aufgabe, nicht nur den Lehrstoff und das soziale Miteinander im Auge zu behalten, sondern Bedingungen zu schaffen, die ein hoffnungsvolles In-die-Zukunft-Sehen ebenso ermöglichen wie ein gesichertes Lernen und freudvolles Zur-Schule-Gehen. Die Volksschule stellt die Weichen dafür, wie Lernen und Umgang mit Neuem empfunden werden – ein Leben lang. Sich dieser Verantwortung bewusst zu sein heißt, sich stets auf die Suche zu machen nach Möglichkeiten, Feedback einzuholen, eng zusammenzuarbeiten und doch auf Distanz zu bleiben. Optimaler Weise gelingt es uns, gestärkt aus dieser Situation zu gehen.
Dipl.-Päd. Silvia Rohr